Workshop zum Thema „Zuhause Weltweit“

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Was bedeutet „Zuhause“ für dich?

Das war die erste Frage, mit der wir uns im Workshop zum Thema „Zuhause weltweit“ beschäftigt haben. Anhand dieser Frage lernten wir uns gegenseitig näher kennen, indem wir unserem Gegenüber davon erzählten, wie wir jeweils „Zuhause“ definieren. Die Menschen im Außenkreis rotierten dabei so oft, bis sich alle untereinander ausgetauscht hatten.

So besprachen wir auch die Fragen:

  • Wie oft bist du in deinem Leben umgezogen?
  • Was brauchst du, um dich in deinem Zuhause wohlzufühlen?
  • Was vermisst du, wenn du nicht zuhause bist?

Insbesondere die letzte Frage erzeugt schnell Bilder und Erinnerungen an Menschen, Orte, Essen und Dinge, mit denen wir uns verbunden fühlen. Mit dieser Frage wechselten wir in den zweiten Block des Seminars, in dem es um psychologische Aspekte von Migration ging.

Da dies ein unglaublich komplexes und vielfältiges Thema ist, fokussierten wir uns auf zwei Aspekte: menschliches Bindungsverhalten und die Auswirkungen traumatischer Lebenserfahrungen. Denn wie der Weltbericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aus dem Jahr 2023 zur Gesundheit von geflüchteten und migrierten Personen berichtet, lebt etwa eine von acht Personen weltweit an einem anderen Ort als dort, wo sie den Großteil ihres bisherigen Lebens verbracht hat.

Von dieser Zahl sind schätzungsweise etwas mehr als 8 % der Personen – oder etwa eine von zwölf –nicht freiwillig migriert. Die Umstände der unfreiwilligen Migration – häufig Zustände, die Gefahr oder Not erzeugen, wie Krieg, politische Verfolgung, Naturereignisse oder wirtschaftlicher Zwang – gehen mit einem höheren Risiko einher, eine oder mehrere traumatische Erfahrungen zu machen. Solche traumatischen Erfahrungen, die laut ICD-10 tief belastende Ereignisse von außergewöhnlicher Bedrohung darstellen, erhöhen wiederum deutlich die Wahrscheinlichkeit erheblicher psychischer Belastungen. Die Auswirkungen solcher Belastungen – für die betroffene Person, die Migration und die Gesellschaft – sind mannigfaltig.

Was schützt dagegen?

Aus psychologischer Sicht gibt es zwei zentrale Schutzfaktoren gegen die Entwicklung schwerwiegender psychischer Belastungen, die auch im Kontext der Migration wichtig sind: Sicherheit und soziale Unterstützung. Warum das so ist, hat mit dem menschlichen Bindungsverhalten zu tun und ist in einem Artikel des SOS-Kinderdorfs aus dem Jahr 2008 ausführlicher beschrieben.

Menschen sind soziale Wesen, die andere Menschen brauchen, um zu überleben. Dies zeigt sich am deutlichsten bei Säuglingen und Kindern, deren Überleben und Entwicklung vollkommen von anderen Menschen abhängig ist. Für das Überleben im jungen Alter sind emotionale und längerfristige Beziehungen – oder Bindungen – zu anderen Menschen essenziell; für die gesunde Entwicklung: Sicherheit und stabile Bindungen.

Wie die Forschung und Praxis zum menschlichen Bindungsverhalten zeigt, brauchen wir in unsicheren oder stressreichen Situationen ein feinfühliges und verlässliches Gegenüber, um uns wieder zu beruhigen. Haben wir kein empfängliches Gegenüber, tritt diese Beruhigung nicht ausreichend ein.

Man stelle sich also vor, wie bedeutsam der Verlust wichtiger Beziehungen im Zuge der Migration ist, wie schwerwiegend schädigende zwischenmenschliche Erfahrungen sein können – und wie wichtig entsprechende soziale Unterstützung und Sicherheit für die weitere psychische Gesundheit sind.


Zur Förderung der psychischen Gesundheit von migrierten und geflüchteten Personen schlägt die WHO folgende Maßnahmen vor:

  • Förderung sozialer Unterstützung
  • Bewältigung sozialer Ursachen
  • Einbettung psychischer Gesundheitsfürsorge in das allgemeine Gesundheitssystem
  • Ausbau des Zugangs zu flexiblen psychosozialen Unterstützungsangeboten
  • Wahrung der Menschenrechte
  • Stärkung der Ressourcen der Gemeinschaft

Wer Näheres nachlesen möchte, findet mehr in den unten angegebenen Quellen.